© Carolin Löbbert/mairisch Verlag
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Carolin Löbbert: „Ich war spazieren auf ’nem Regenbogen“ – Warum nicht?
vonJudith v. Sternburg (Frankfurter Rundschau)
Carolin Löbbert denkt sich im Bilderbuch „Ich war spazieren auf ’nem Regenbogen“
lauter kleine Unmöglichkeiten aus.
Wenn das Unvorstellbare, jedenfalls bisher nicht Vorgestellte solche Präsenz im
Leben bekommt, lässt sich Entspannung bei der Lektüre des Bilderbuchs „Ich war
spazieren auf ’nem Regenbogen“ finden. Warum sollte die Dame mit dem Hündchen
nicht über einen Regenbogen spazieren, auch wenn es in echt nur eine Brücke war?
Wer sagt, dass die Sportliche dort ein dafür hergestelltes Gerät hebt und nicht
ein Nilpferd? Dass der Schneemann nicht im Schnee, sondern in tropischer
Umgebung vor sich hin schwitzt, ist leider ohnehin nicht so abwegig, wie es
aussieht.
Denn das Bizarre, das Ausgeflippte und das Zwiespältige gehen Hand in Hand im
Kinderbuchdebüt der Grafikerin Carolin Löbbert. Ein Spiel zum Umblättern: Erst
sieht man in einer Scharade Mensch, Tier oder Zahnpastatube, die sich offenbar
irgendwo befinden und vielleicht irgendetwas tun. Dann zeigt eine Doppelseite
die naturalistische Umgebung sowie ein Spässchen oder eine Unmöglichkeit oder
eben die Lüge aus dem Untertitel des Bandes: „Wahr oder gelogen?“. Die Wippe
trägt Kinder oder aber ein Vögelchen sowie einen Löwen (der Löwe ist auch noch
oben, ich lach mich kaputt)+
Trotz glasklarer Farben und lächelnder Gesichter – dazu kurze, wagemutige
Info-Verse, altmodisch hingestempelt – sind Löbberts Bilder nicht zu lieb, eher
sogar grell und keck. Lügen und Fantastereien in der Offensive. Man hört sich
schon mit den Kindern – die endlich auch mal gucken wollen – herumdiskutieren.
Sie werden sich vermutlich ohne weiteres vorstellen können, dass die
Rhönradakrobatinnen schwerelos durchs All fliegen.
Dazu lauter kleine Gemeinheiten: Schleckert die Eiskäuferin in der
Lügen-Variante etwa gleich am Kaktus? Natürlich passiert nie etwas Schlimmes.
Aber das große Warum-eigentlich-Nicht durchzieht den Band, der außerdem selbst
bei schlaffen Erwachsenen den Wunsch aufkommen lassen kann, sich selbst eine
kleine Lüge auszudenken. Nein, Anstand und Sitte kennt dieses ansehnliche Buch
nicht. (Ab drei Jahre)